Einfluss von Verhaltenstherapie auf Beeinträchtigungen im Alltag von Arbeitnehmer*innen mit Angststörungen


Menschen mit Angststörungen werden von vielfältigen psychischen, aber auch körperlichen Symptomen wie starker Angst, Zittern oder Schwitzen begleitet, die häufig als sehr einschränkend empfunden werden (Tenorio-Martínez et al., 2009). Neben den Symptomen der Angststörung besteht eine hohe subjektive Beeinträchtigung durch die Störung im Alltag der Betroffenen. Diese schränkt die Lebensqualität sowie die Möglichkeit zur sozialen Teilhabe erheblich ein (Tenorio- Martínez et al., 2009). Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind besonders betroffen, da bei ihnen mit der Erwerbstätigkeit ein weiterer Lebensbereich hinzukommt, in dem Beeinträchtigungen auftreten können.

Zur Wirkung von kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) auf die Symptomatik von Angststörungen gibt es bereits viel Literatur (z.B. James et al., 2020). Wie sich KVT und die damit einhergehende Symptomreduktion auf die unterschiedlichen Beeinträchtigungen der Patient*innen im Alltag auswirkt, wurde bisher aber nicht hinreichend untersucht.

Ziel dieser Arbeit ist es daher, die im Rahmen des Projektes „Interdisziplinäre Versorgung von Arbeitnehmenden mit psychischen Beschwerden und Beeinträchtigungen“ durchgeführten naturalistischen Therapien hinsichtlich der Veränderung der Beeinträchtigung von Patient*innen in verschiedenen Lebensbereichen im Therapieverlauf zu untersuchen.

Insgesamt wurden N = 26 Patient*innen in die Untersuchung eingeschlossen. Als Ergebnismaße für die Stärke der Beeinträchtigung, die Angstsymptomatik, die allgemeine Symptombelastung, und die depressive Symptomatik wurden der Fragebogen zur Beeinträchtigung (FzB), der Generalized Anxiety Disorder Scale-7 (GAD-7), der Global Severity Index (GSI), der SCL-90-R und der Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9) herangezogen. Zu Therapiebeginn (Prä) und zum Therapieabschluss (Post) erfolgten jeweils testpsychologische Erhebungen mit diesen Selbstbeurteilungsinstrumenten.

Ein Prä-Post-Vergleich bei Patient*innen mit Angststörungen als gesicherter Primärdiagnose ergab statistisch signifikante Reduktionen von Beeinträchtigungen in allen untersuchten Lebensbereichen mit großen und mittleren Intragruppen-Effektstärken im Bereich der globalen Beeinträchtigung (d = -0.85), der Beeinträchtigung in den Bereichen Arbeit und Ausbildung (r = -.58), Freizeit (r = -.56), soziale Kontakte (r = -.49) und häusliche Pflichten (r = -.54). Ein statistisch signifikanter Einfluss des Geschlechts auf die Veränderung der Beeinträchtigung konnte nicht festgestellt werden. Ebenso konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Veränderung der Beeinträchtigung und der Veränderung in den Symptombereichen allgemeine Symptombelastung, Angstsymptomatik und depressive Symptomatik festgestellt werden.

Ergebnisse des t-Tests für abhängige Stichproben für die globale Beeinträchtigung

Um Aussagen über die Veränderung der globalen Beeinträchtigung vom Prä- zum Post-Messzeitpunkt treffen zu können, wurde ein t-Test für abhängige Stichproben für die Prä-Post-Differenz des Summenwerts des FZBs berechnet (N = 26). Der t-Test zeigt, dass die mittlere Differenz zwischen der globalen Beeinträchtigung zum Prä-Messzeitpunkt (M = 7.79, SD = 3.28) und zum Post-Messzeitpunkt (M = 5.12, SD = 3.55) signifikant ist, t(-4.34), df = 25, p < .001 (einseitig), d = -0.85. Die obere Grenze des 95%-Konfidenzintervall für d liegt bei -0.40, die untere Grenze liegt bei -1.30.

Anmerkungen. FzB Item 1 (Arbeit und Ausbildung), FzB Item 2 (Freizeit), FzB Item 3 (soziale Kontakte), Item 4 (häusliche Pflichten). N = Stichprobengröße. M = Mittelwert. SD = Standardabweichung. ˜x = Median. z = Standardisierte Testdiagnostik des Wilcoxon-Rangsummen-Tests. r = Korrelationskoeffizient nach Pearson. *p < .05; **p < .01 auf zweiseitigem Niveau.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass KVT bei arbeitnehmenden Patient*innen mit gesicherten primären Angststörungen in einem naturalistischen Setting zu einer signifikanten Reduktion der Beeinträchtigung führen kann. Dennoch ist aufgrund der methodischen Einschränkungen dieser Arbeit, beispielsweise der geringen Stichprobengröße weitere Forschung notwendig, um die Befundlage zu stützen.

Quelle: Trippe, C. (2023). Einfluss von kognitiver Verhaltenstherapie im naturalistischen Setting auf Beeinträchtigungen im Alltag von arbeitnehmenden Patient*innen mit Angststörungen. Technische Universität Braunschweig. Unveröffentlichte Bachelorarbeit.